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1. Konzepte

1.1 Public Key Verschlüsselung

Klassische Methoden zur Verschlüsselung benutzen nur einen Schlüssel. Der Sender verschlüsselt seine Nachricht mit diesem Schlüssel, und der Empfänger entschlüsselt ihn mit demselben wieder. Damit das funktioniert, muß der Empfänger vorher den Schlüssel bekommen haben, und zwar auf einem sicheren Kommunikationskanal, da sonst Unbefugte in Kenntnis des Schlüssels gelangen könnten. Also braucht man einen sicheren Kommunikationskanal, aber wenn man den hat, braucht man auch nicht mehr zu verschlüsseln.

Public Key Verfahren (auch: asymmetrischen Verfahren) beseitigen dieses Problem, indem zwei Schlüssel erzeugt werden: Der öffentliche, der über beliebige Kommunikationskanäle verschickt werden kann und der private, den nur der Besitzer kennt. Idealerweise ist der private Schlüssel nicht mit dem öffentlichen rekonstruierbar. Der Sender verschlüsselt die Nachricht mit dem öffentlichen Schlüssel des Empfängers. Entschlüsselt wird die Nachricht dann mit dem privaten Schlüssel des Empfängers. Nach diesem Schema kann man demnach effektiv verschlüsseln, ohne über einen sicheren Kommunikationskanal zu verfügen.

Ein ganz wichtiger Punkt ist aber die Geheimhaltung des privaten Schlüssels. Er darf auf keinen Fall in fremde Hände geraten, auch nicht über das Netz verbreitet werden. GnuPG via telnet zu benutzen, ist zum Beispiel eine ziemlich schlechte Idee. (Eigentlich sollte man telnet sowieso durch ssh ersetzen)

1.2 Digitale Unterschriften

Digitale Unterschriften sollen die Authenzität einer Nachricht beweisen. Würden Nachrichten von offizieller Seite signiert, wäre es deutlich schwerer, mit gefälschten Nachrichten Unruhe oder Schaden anzurichten (aktuelles Beispiel: Ein trojanische Pferd, verschickt als Patch eines bekannten Webbrowsers).

Ein digitale Signatur wird mit Hilfe des privaten Schlüssels aus dem Text erzeugt. Diese kann dann vom Empfänger mit dem öffentlichen Schlüssel des Senders überprüft werden. Dabei wird nicht nur der Absender (nur der kennt den privaten Schlüssel) überprüft, sondern auch, ob der Text unverändert angekommen ist.

1.3 Web of trust

Eine Schwachstelle der Public Key Algorithmen ist die Verbreitung der öffentlichen Schlüssel. Ein Benutzer könnte einen öffentlichen Schlüssel mit falscher User ID in Umlauf bringen. Wenn dann mit diesem Schlüssel Nachrichten kodiert werden, kann der Eindringling die Nachrichten dekodieren und lesen. Wenn er sie dann noch mit einem echten öffentlichen Schlüssel kodiert an den eigentlichen Empfänger weiterleitet, fällt dieser Angriff nicht einmal auf.

Die von PGP (und damit auch von GnuPG) gewählte Lösung besteht im Unterschreiben von Schlüsseln. Ein öffentlicher Schlüssel kann von anderen Leuten unterschrieben werden. Diese Unterschrift bestätigt, daß der Schlüssel zu der in der UID angegebenen Person gehört. Der Benutzer kann festlegen, welchen Unterschriften er wie weit traut. Vertrauen ist dabei zwar reflexiv, aber nicht symmetrisch und transitiv. Ein Schlüssel gilt als vertrauenswürdig, wenn er von Leuten unterzeichnet wurde, denen man vertraut. Wenn man Schlüssel unterzeichnet, sollte man sich sicher sein, daß man die Identität desjenigen, dessen Schlüssel man unterschreibt, genau kennt. Eine Möglichkeit ist es, den Schlüssel persönlich bekommen zu haben, eine andere, den Fingerprint über zuverlässige Kanäle zu vergleichen.

1.4 Grenzen der Sicherheit

Wenn man Daten vertraulich halten will, sollte man sich nicht nur Gedanken über die Sicherheit des Verschlüsselungsalgorithmus machen, sondern über die Systemsicherheit allgemein. Die in GnuPG verwendeten Algorithmen gelten gemeinhin als nicht zu knacken. Daraus zu schließen, daß alle verschlüsselten Daten sicher seien, ist naiv. Es gibt auch noch andere Formen von Angriffen. Anfang Februar 1999 tauchte zum Beispiel ein Word Trojaner auf, der private PGP Schlüsselbunde auf der Festplatte suchte und via ftp verschickte (Meldung im Heise Newsticker vom 03.02.99). Ein privates Schlüsselbund läßt sich, insbesondere bei schlechtem Passwort, deutlich leichter knacken als eine einzelne Datei.

Denkbar sind auch Trojaner, die Tastatureingaben weiterleiten. Falls man die Nachrichten entschlüsselt auf dem Rechner lagert, können sie natürlich auch gelesen werden. Aufwendiger, aber technisch möglich ist es, die Abstrahlung des Monitors zu messen und sichtbar zu machen, so daß der Bildschirminhalt mitgelesen werden kann. Dann nützt es auch nichts, eine verschlüsselte Datei nur zum Lesen zu entschlüsseln. Zum Thema "Überwachung" gibt es den interessanten Artikel "Abhör-Dschungel" aus der c't 5/98, Seite 82 und "In die Röhre geguckt" c't 24/98, Seite 90.

Die obigen Möglichkeiten sollen keine Paranoia hervorrufen, sondern nur darauf hinweisen, daß Verschlüsselung von Daten nur ein Baustein eines Sicherheitskonzeptes sein kann. Um so erstaunlicher, daß es immer wieder Versuche gibt, Verschlüsselung von Daten zu be- beziehungsweise zu verhindern.


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